Vinyl: Ein Bodenbelag als vielseitiges Einrichtungselement

Die Auswahl des Bodenbelags gehört zu den zentralen Entscheidungen im Einrichtungsbereich. Die Schicht, auf der das gesamte Leben stattfindet, muss in der alltäglichen Nutzung nicht nur viele Herausforderungen meistern, sondern hat auch großen Einfluss auf die Gesamtwirkung eines Raumes. Material, Farbe und Design des Bodenbelags gestalten den Charakter von Innenräumen maßgeblich mit.

Kind auf Fußboden

Bildquelle: Rasa Basa @ Adobe Stock,#489015560


Vinyl, PVC und Linoleum: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Wenn es um die Frage nach dem passenden Bodenbelag für Innenräume geht, kann es hilfreich sein, unterschiedliche Materialien und ihre Eigenschaften gegeneinander abzuwägen. Im umgangssprachlichen Bereich werden Vinyl, PVC und Linoleum gerne synonym verwendet bzw. verwechselt. Bei näherem Hinsehen handelt es sich um drei verschiedene Bodenbeläge, sofern Hersteller sich die Mühe machen, die verarbeiteten Materialien ausreichend zu kennzeichnen.

PVC ist die Abkürzung für den Kunststoff Polyvinylchlorid, kurz Vinyl. Er gilt als besonders strapazierfähiges und langlebiges Material, was ihn als Belag für viel beanspruchte Böden beliebt macht. Damit PVC geformt und verarbeitet werden kann, müssen dem Kunststoff Weichmacher, so genannte Additive, hinzugefügt werden. Weil in der Vergangenheit zum Teil schädliche Weichmacher in PVC-Böden gefunden wurden, standen die Beläge lange Zeit in der Kritik. Das hat dazu geführt, dass PVC-Bodenbeläge insbesondere in privaten Wohnräumen nicht mehr gern als Bodenbelag genutzt wurden.

Viele Hersteller haben sich ihrer Verantwortung gestellt und Alternativen entwickelt, die ohne gesundheitsschädliche Weichmacher auskommen oder ganz auf PVC als Basismaterial verzichten. Sie tragen meist das Eco-INSTITUT-Label oder den Blauen Engel als Zeichen dafür, dass keinerlei Inhaltsstoffe verwendet wurden, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken könnten.

Im Zuge der Weiterentwicklung des ursprünglichen Kunststoffbodenbelags haben sich auch die Begrifflichkeiten weiterentwickelt. Heute ist vor allem die Bezeichnung Vinylboden, Designboden oder Vinylbodenbelag gebräuchlich. Der neue Name nimmt nicht nur auf die verbesserte Qualität durch die Verwendung unbedenklicher Inhaltsstoffe Bezug, sondern auch auf das Format. Während der PVC-Boden als Meterware in einer Breite von zwei bis fünf Metern erhältlich ist, bietet moderner Vinylboden im Fliesen- oder Dielenformat hervorragende Eigenschaften in der Anpassung und Verlegung und bietet vielfältigere Nutzungsvarianten in der Inneneinrichtung.

Qualitative Designbeläge aus Vinyl sind häufig hochwertiger als der PVC-Boden, der dieser seine Blütezeit in den 60er Jahren erlebte. Vinylböden verfügen oft über zusätzliche Trägerschichten, um die Stabilität des Designbelags zu verbessern. Zudem ist der Vinylbodenbelag als Klick-Vinyl, Klebevinyl sowie als selbstliegender und selbstklebender Bodenbelag erhältlich. Der in der Regel größere Aufwand, Holz- und Steinoptiken auf authentische Weise zu imitieren, tut sein übriges, um das Renommee des Vinylbodens zu steigern.

Vinyl- und PVC-Boden aus dem gleichen Grundmaterial hergestellt werden, ist Linoleum deutlich davon abzugrenzen. Der Bodenbelag überzeugt zwar ebenfalls durch seine strapazierfähige und langlebige Beschaffenheit, aber im Gegensatz zu PVC und Vinyl basiert Linoleum nicht auf Kunststoff, sondern ist ein Naturprodukt. Es besteht zu mehr als 80 Prozent aus natürlichen, schnell nachwachsenden Rohstoffen wie Jute, Naturharz, Kork, Holzmehl und Leinöl. Da die verarbeiteten Naturprodukte durch Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen aufquellen können, wird das Linoleum nach der Fertigung versiegelt und so für den vielfältigen Einsatz im Wohn- und Gewerbebereich vorbereitet. Heute wird der PVC-Boden gerne mit Linoleum verwechselt. Dabei hat der umweltfreundliche Linoleumboden eigentlich so gar nichts mit dem PVC-Boden zu tun. Beide Böden sind jedoch als Meterware erhältlich.

Diese Eigenschaften machen Vinyl zum Einrichtungsallrounder

Seitdem nachhaltige und gesundheitsbewusste Herstellungsverfahren das Vinyl aus seiner PVC-Krise befreit haben, erfreut sich der Bodenbelag sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich wieder großer Beliebtheit. Das liegt an den besonderen Eigenschaften, die Vinylböden zu echten Alleskönnern für den Innenbereich machen.

Strapazierfähig und langlebig

Ein Fußboden muss Tag für Tag viele Herausforderungen meisten. Das gilt nicht nur für gewerbliche Räume, sondern auch für private Wohnräume. Wo Materialien wie Parkett, Laminat, Marmor, Stein oder auch Teppichböden schnell Schaden nehmen und durch Gebrauchsspuren ihre makellose Optik einbüßen können, übersteht Vinylboden auch die tägliche starke Nutzung unbeschadet. Voraussetzung ist, dass man sich für einen Boden der richtigen Nutzungsklasse entscheidet. Je höher die Nutzungsklasse, desto höherer Beanspruchung hält der Boden stand. Im Wohnbereich sollte man ein mindestens Vinyl der Nutzungsklasse 23 wählen, wenn ein stark strapazierfähiger Fußboden gefragt ist.

Die meisten Vinylböden sind gut geeignet für das Badezimmer, da Vinyl an sich nicht schimmeln kann. Hier sollte man jedoch auf eine entsprechende Kennzeichnung des Herstellers achten, da es zum Beispiel sogenannte HDF-Böden gibt, deren Holzträgerplatte im Inneren bei Kontakt mit Feuchtigkeit aufquellen kann. Eine korrekte Verlegung ist in Feuchträumen zudem ein Muss. Kratzer sind für einen hochwertigen Vinylboden ab einer Nutzschicht von mindestens 0,3 mm in der Regel weniger problematisch. Auch die Pflege geht sehr leicht von der Hand.

Leicht zu reinigen und zu pflegen

Da Vinyl auf Kunststoffbasis hergestellt wird, ist das Material weniger anfällig für Witterungseinflüsse als Naturmaterialien. Die versiegelte Oberfläche lässt sich problemlos reinigen, darf auch nass werden, mit hochwertigen Reinigungsmitteln in Berührung kommen oder bei starken Verschmutzungen mit Dampf gereinigt werden, sofern der Hersteller eine entsprechende Freigabe erteilt. Das macht die Pflege des Fußbodens einfach und unkompliziert und kann darüber hinaus die Haushaltskasse schonen.

Für Feuchträume geeignet

Durch seine wasserunempfindliche Textur ist Vinylboden auch für den Einsatz in Feuchträumen geeignet. Im Bad oder in der Küche, wo Nässe oder Wasserdampf täglich entstehen können, sind die Bodenplatten aus reinem Vinyl ebenso pflegeleicht wie Fliesen und überzeugen gleichzeitig durch ein wohnlicheres Design. Doch Vorsicht: Wählen Sie für Feuchträume am besten ein fachmännisch verlegtes Klebevinyl oder ein Klick-Vinyl der Kennzeichnung Feuchtraumeignung. Nicht jeder Vinylbodenbelag eignet sich gleichermaßen gut für das Badezimmer.

Fußwärmer als andere Bodenbeläge

Auch haptisch hat ein Vinylboden Vorteile. Das Material ist wärmer als Steinfliesen oder Laminat und sorgt deshalb auch ohne Fußbodenheizung für ein angenehmes Laufgefühl. Wer sich gerne auf richtig warmem Boden bewegt, kann auch seine Fußbodenheizung mit einem hochwertigen Vinylboden ergänzen. Moderner Bodenbelag aus Vinyl weist eine hervorragende Wärmeleitfähigkeit auf und unterstützt dadurch das Heizen per Fußbodenheizung optimal.

Niedrige Aufbauhöhe macht flexibel

Bei der Wahl des passenden Fußbodenbelags kann je nach räumlichen Gegebenheiten auch die Aufbauhöhe der Gesamtkonstruktion eine Rolle spielen. Holzböden und Steinfliesen bilden einen eher hohen Belag auf den verschiedenen Bodenschichten. Insbesondere in Räumen, die neben der Trittschalldämmung auch eine Fußbodenheizung integrieren sollen, kann dies zu Problemen führen, insbesondere im Bereich von Türen oder Übergängen zu anderen Wohnbereichen.

Vinylböden haben aufgrund ihrer Herstellung und ihrer Struktur eine niedrige Aufbauhöhe. Wer sich für ein Vollvinyl entscheidet, muss je nach Verlegetechnik nur 2 bis 5 Millimeter an zusätzlicher Höhe einkalkulieren. Das kann sich als großer Vorteil erweisen, wenn eine Fußbodenheizung nachinstalliert werden soll. In diesem Fall kann die zusätzliche Bodenschicht meist gut durch einen dünnen Bodenbelag aus hochwertigem Vinyl ausgeglichen werden. Weil der Belag so dünn ist, können sich jedoch auch Unebenheiten schnell durchdrücken. Wer einen Vinylboden auf Fliesen verlegen möchte, sollte ein Rigid-Vinyl mit verstärkender Trägerplatte wählen. Andernfalls muss der Untergrund sehr gründlich vorbereitet werden.

Gute Schalldämpfungseigenschaften

Eine hochwertige Trittschalldämmung ist vor allem in Mehrparteienhäusern ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Hier können sich die guten Schalldämpfungseigenschaften von Vinylböden positiv auswirken. Bei der Verlegung von Klick-Vinyl ist eine zusätzliche Trittschalldämmung ein Muss. Einige Produkte mit Klick-Verlegung in mehrschichtiger Ausfertigung verfügen bereits über eine integrierte Dämmung und lassen Geräusche damit nahezu ungehört im Boden verschwinden, ohne sie nach unten weiterzuleiten.

Vielfältige und naturnahe Designs

Als Kunststoffprodukt ist Vinyl außerordentlich vielseitig in der Gestaltung. Farbe, Struktur, Design, alles lässt sich nach Kundenwunsch gestalten. Eine besonders edle Optik lässt sich mit Vinylböden in naturnaher Holz- oder Steinoptik erreichen.

Dank moderner Herstellungsverfahren lässt sich der Kunststoff mit einer besonderen Strukturoberfläche versehen, die auch haptisch täuschend echt an Holz oder Naturstein erinnert.

So können Räume den eleganten Anstrich eines Parketts oder eines Marmorbodens erhalten, ohne den Pflegeaufwand oder die hohen Anschaffungskosten entsprechender Beläge mitzubringen.

Vinylboden verlegen: Diese Verfahren gibt es

Ein hochwertiger Vinylboden kann auf verschiedene Weise verlegt werden. Die klassische Verlegemethode ist das Verkleben. Dabei werden die einzelnen Vinylfliesen oder -planken mit einem speziellen Kleber auf dem Untergrund aufgebracht. Der Boden wird mit dem Spezialkleber als Klebebett vorbereitet. Anschließend werden die Fliesen oder Planken einzeln platziert und genau ausgerichtet, sodass sie sich lückenlos aneinanderfügen. Für das Klebeverfahren muss der Untergrund komplett eben und sauber sein. Unebenheiten oder Verunreinigungen können durch die niedrige Aufbauhöhe des Bodenbelags nach der Verarbeitung an der Oberfläche sichtbar werden. Das Betreten der verklebten Bodenfläche ist erst nach der vollständigen Aushärtung des Klebers möglich, da sich die Elemente durch die Belastung anderenfalls noch einmal verschieben könnten.

Eine Alternative sind Vinylelemente in selbstklebender Ausfertigung. Bei diesen Produkten ist bereits eine selbstklebende Schicht auf der Unterseite aufgetragen. Vor dem Verlegen muss der Untergrund von Unebenheiten, Schmutz und Fett befreit werden, damit die Klebeschicht gleichmäßig aufgetragen werden kann. Auch bei dieser Variante können sich Unebenheiten, Schmutzpartikel oder andere Unregelmäßigkeiten durch die dünne Vinylschicht hindurchdrücken und an der Oberfläche als Unebenheit optisch in Erscheinung treten. Die Klebeschicht auf den selbstklebenden Vinylelementen haftet schneller am Untergrund als auf dem Klebebett, weshalb der Boden in den meisten Fällen schneller wieder begehbar ist. Um eine stärkere Haftung zu erreichen, kann die Klebeschicht durch eine Grundierung aus Spezialkleber ergänzt werden, die als Primer auf den Untergrund aufgetragen wird. Selbstklebender Vinylboden wird meist nur für Räume mit geringer Frequentierung empfohlen.

Immer beliebter werden Vinylfliesen oder -planken, die per Klick-System verlegt werden. Ähnlich wie beim Klick-Laminat werden die Elemente des Designbodens auf Profilierungen aufgebracht, die beim Verlegen ineinandergreifen und mit dem charakteristischen Klick einrasten. So entsteht eine lückenlose Oberfläche, die sich bei fachmännischer Verlegung nicht mehr verschiebt. Klick-Vinyl kommt ohne Verklebung aus und ist aufgrund einer etwas höheren Aufbauhöhe weniger durchlässig für leichte Unebenheiten am Boden. Der Untergrund sollte vor dem Verlegen trotzdem gereinigt und geebnet werden, damit das Klicksystem ohne Unterbrechungen installiert werden kann.

Es gibt auch Loose-Lay Vinyl, das ohne Klebstoff selbstliegend verlegt wird. Eine spezielle Rückenkonstruktion ermöglicht einen optimalen Halt. Loose-Lay Vinyl gibt es mittlerweile sogar für stark begangene Bereiche in Objekt und Gewerbe zu kaufen. Die Planken lassen sich einfach wieder aufnehmen und bei Bedarf sogar austauschen.

Welches Verlegesystem für den Vinylboden geeignet ist, hängt von den örtlichen Gegebenheiten, dem gewählten Produkt und den handwerklichen Vorkenntnissen ab. Wird beispielsweise eine Fußbodenheizung kombiniert, kann dies Einfluss auf die bevorzugte Verlegevariante haben. Hochwertige Vinylböden können von geschickten Handwerkern selbst verlegt werden, sofern die notwendigen Kenntnisse vorhanden sind. Für ein optisch perfektes und langlebiges Ergebnis ist die Verlegung durch Fachhandwerker dennoch zu empfehlen.

24.01.2024 15:00 Uhr | in "Inneneinrichtung"
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